Der fehlende Part: Die Angst der Eliten

19. April 2018   —   RT Deutsch gilt vielen Mainstreammedien als übler Propagandakanal des Kremls – unseriös, betrügerisch, manipulativ. Dabei häufen sich gerade in jüngster Zeit die Beispiele dafür, dass der deutsche Ableger des Moskauer Staatssenders objektiver und verlässlicher berichtet als ARD & Co. Auch in der Bundespressekonferenz sind es mittlerweile oft Journalisten von RT, die der Regierung genau die kritischen Fragen stellen, die seinem Auftrag nach eigentlich der öffentlich-rechtliche Rundfunk stellen sollte.

Als RT-Moderatorin Jasmin Kosubek mich diese Woche zum Interview in ihre Sendung „Der fehlende Part“ einlud, habe ich gern zugesagt. Nicht weil ich ein unkritischer Anhänger von Staatsmedien wäre – im Gegenteil -, sondern weil ich die Art medialer Ausgrenzung, mit der Kanäle wie RT Deutsch behandelt werden, für eine unerträgliche Doppelmoral halte. Was „staatsnah“ und „Regierungslinie“ ist, das weiß man gerade hierzulande in vielen großen Medien sehr genau. Im Gespräch geht es unter anderem um Völkerrechtsbrüche, Demokratie und mein neues Buch „Die Angst der Eliten“:

Ergänzung 21.4.: Auch der Sender Sputnik hat ein ausführliches Interview mit mir geführt, das man hier nachlesen und hören kann.

2 Gedanken zu „Der fehlende Part: Die Angst der Eliten

  1. Tom Hess

    Finde ich gut. Ich selbst schau RT deutsch allerdings kaum. Dafür RT international. Ich muss dazu sagen, dass ich in Asien lebe seit vielen Jahren. Einst war die Deutsche Welle mein „Hauptsender“, um Nachrichten zu beziehen. Aber das Problem mit der DW war zum Schluss unerträglich.

    Unabhängig, wann ich den TV eingeschaltet hatte mit DW: in ca. 80 Prozent der dann zufällig laufenden Sendungen ging es um Moslems oder Flüchtlinge. Die DW hat dann einen Song beworben als „DW Song“. Natürlich mit massivem arabischen Einschlag (lass Dein Herz rein oder mach dein Herz auf; ich weiß nicht genau).

    Dann, und das war für mich dann der endgültige Bruch, wurden Nachrichtensendungen massiv verschoben. Es geht ja um Zeitzonen. Hier, in Südostasien, wo ich bin, gab es über Jahre Hauptnachrichten zwischen 20.00 Uhr und 21.00 Uhr. Jetzt nicht mehr. Vergleicht man die Hauptnachrichtenzeiten mit den Zeitzonen, scheint es, als ob Naher und Mittlerer Osten fokussiert würden. Obwohl ja grade in Südostasien sehr viele Deutsche sind.

    Bis dahin hatte ich DW und RT im Mix. Jetzt nur noch RT, die DW seit mindestens 1 Jahr überhaupt nicht mehr, dazu einige asiatische Nachrichtenkanäle. Und natürlich das Internet. Da auch Sender wie Fox, aber kein CNN. ARD und ZDF überhaupt nicht mehr im Internet. Nur noch „alternative“ Sender und einige Schlagzeilen aus Welt, Spiegel und Fokus zum Vergleich. Stern überhaupt nicht mehr. Ich hatte in Deutschland Stern, Spiegel (und sogar SZ) abonniert; ist aber lange her. Würde ich nie mehr machen heute.

    Was ich zu RT inzwischen sagen kann: es wird RT immer vorgeworfen Fake News zu verbreiten. Weil die westlichen Medien darauf ja nur warten und dies sofort propagieren würden, habe ich gute Sicherheit, nicht angelogen zu werden. Dass es aus der Sicht Russlands ist, ist schon klar. Aber a) ist das nicht verwerflich un b) ist es durchaus gut zu wissen, wie andere Länder „ticken“.

    Klasse beim Versuch, RT der Fake News zu überführen, fand ich einen Bericht der Weißhelme, den die ARD zerpflücken wollte. Als die ARD merkte, dass es sogar noch schlimmer war, als RT sagte (schwedische Ärzte fanden heraus, dass für die Bilder mindestens 1 Kind getötet worden sein musste), verschwand alles schnell im Giftschrank.

    Das ist ausgesprochen vielsagend. Oder wie andere russische Medien herausfanden, wie plump das ZDF eine Foku einfach inszenierte (angebliche Rekrutierung von Russen für den Donbass in der Ukraine). Man fragt sich dann, wer nun eigentlich Fake News verbreitet. Und ich komm langsam (auch mit den ganzen Gasvorwürfen) zu dem Schluss; wer am meisten schreit, steckt mit großer Wahrscheinlichkeit selbst dahinter.

    Ich stehe hinter jedem, der sich „traut“, bei RT aufzutreten. Denn je mehr Menschen es wagen, desto mehr steigt auch die Qualität von RT deutsch. Es ist jetzt schon faszinierend, wie vielen prominenten Engländern und Amerikanern (und Schotten mit Ex-MP Alex Salmond) RT eine Plattform gibt.

    Gerade über Syrien bin ich deutlich besser informiert. Außerdem über den Jemen schon zu einer Zeit, wo im Westen keiner danach krähte (jetzt wenigstens ein bisschen). Oder die Bilder, wie die US-Koalition Mossul geplättet hat; da ist ja wirklich kein Stein mehr auf dem anderen. Solche Bilder vermisst man im Westen leider völlig. Dabei, meine Meinung, leben wir in Zeiten, in denen sich echte Journalisten gar nicht mehr anstrengen müssten, einen handfesten Skandal zu finden. Es zeigt eher die inzwischen hohe Akzeptanz von Rechtsbrüchen.

    Klasse, bei RT deutsch aufzutreten und das Programm zu bereichern!

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  2. Tom Hess

    Nachtrag: Ich hab mir die Sendung jetzt angesehen. Selten hat mir jemand so aus der Seele gesprochen.

    Vor allem die Verbindung zwischen hohen Ämtern der Judikative (Verfassungsrichter, Bundesstaatsanwälte etc.) habt Ihr hervorgehoben. Wie kann es sein in einer angeblichen Demokratie, dass diese Ämter durch Regierungen (mit Menschen, die ihnen in der politischen Einstellung passen) besetzt werden? Und nicht nur Menschen mit Leistung?

    Im Übrigen (war jetzt kein Thema der Sendung) würde ich mir das auch bei Politikern wünschen. Eine Mindestbildung müsste vorhanden sein, 5 bis 10 Jahre Berufserfahrung in der freien (produktiven) Wirtschaft (nicht in Kaderschmieden), zum Besetzen von Fachbereichen auch Fachwissen. Ist bei jedem Friseurmeister so, dass er das mitbringen muss. Warum nicht in den höchsten Ämtern dieses Landes? Keine Stiftungen und NGOs mehr, die mitreden (kein Lobbyismus mehr). Solche Gruppen müssten auch demokratisch erzeugt werden (Wahl durch Belegschaft, durch Gemeinden, Regionen etc.). Ist schwierig, aber machbar. Wir hatten das ja mal alles, aber es ist aus dem Ruder gelaufen (bspw. Gewerkschaften, die zunehmend politisch wurden, aber nicht mehr Menschen oder ihre ursprünglichen Zielgruppen vertreten).

    Mehr direkte Demokratie kann funktionieren, wenn wir zu jedem Thema eine öffentliche Diskussion führen. Lobbygruppen müssen aber verboten werden (nicht nur bei der direkten Demokratie, siehe mein letzter Absatz). Denn dieses Problem kann man in der Schweiz sehen mit Lobbygruppen. Ließe sich aber, denke ich, lösen.

    Elitäres Handeln und Deep State. Ich finde, Ihr habt das eigentliche Problem angesprochen, aber sehr knapp. Eine Schlüsselrolle spielt unser Geldsystem. Ein System, welches unendlich aus dem Nichts schöpft und dauerhaft hält zum Tausch/Kauf von begrenzten Waren (sowohl quantitativ als auch zeitlich). Die daraus resultierenden zusätzlichen Zinsen, die ja ergänzend generiert werden müssen, sind das augenscheinliche Problem. Nicht umsonst gab es wohl auch bei unseren Religionen früher ein Zinsverbot. Das ist die Ursache dafür, dass alles auf ein irrsinniges Wachstum ausgelegt ist und nicht mehr durch Bedarf geregelt wird.

    Dass Geld als Wertspeicher verwendet wird, um dann später reale Werte wie Land damit zu kaufen, ist das nächste Problem. Geld müsste limitiert werden im Besitz (je näher man an diese Grenze kommt, desto mehr werden 100 Prozent Steuern erreicht) oder das Geld hat nur begrenzte Haltbarkeit. Kein Kind, viele Steuern, 1 Kind weniger Steuern, zwei Kinder noch weniger und drei Kinder gar keine Steuern mehr.

    Jeder Mensch kann nur so viel Land/Immobilien besitzen, wie er benötigt. Millionäre kann es durchaus geben, aber keinen ins unermessliche wachsenden Geldadel mehr. Unternehmen müssen auch bewertet werden nach Effizienz und Ressourcenverschwendung (um nicht mehr auf Halde zu produzieren und Tiefkühlhähnchen nach Westafrika zu schicken, wenn man die Region endlich mit Freihandelsabkommen beherrscht. Ich hab dazu sehr viel geschrieben, wie so ein System aussehen könnte, soll aber hier nicht weiter das Thema sein).

    Mein Fazit zu Ihrem Gespräch: Solche Sendungen sollten in den Mainstream. Das sollten die Ansichten des Mainstreams sein. Wie schon eingangs erwähnt: Echt mir aus der Seele gesprochen. Und das Buch kauf ich sofort, wenn ich wieder in Deutschland bin in ein paar Monaten.

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