Tabu, Ausgrenzung und Pizzagate

19. Mai 2017   —   Trotz Pressefreiheit: Viele Leitmedien schützen bestimmte Tabus. Wer nahelegt, wir lebten in einer Oligarchie, wer den Verdacht von Staatsterrorismus äußert oder wer organisierten Kindesmissbrauch auf hoher Ebene thematisiert, der wird immer öfter als „krank“ oder „verwirrt“ ausgegrenzt.

Was ist nur los mit den Medien? Warum können brisante, verunsichernde Themen kaum mehr kontrovers diskutiert werden? Wie kann es sein, dass jeder, der am Funktionieren unserer Demokratie grundlegend zweifelt, gleich selbst zu deren Feind ernannt wird? Weshalb gilt Systemkritik, wie sie lange zur akzeptierten politischen Auseinandersetzung gehörte, neuerdings plötzlich immer als „rechts“?

Diese Fragen stellt sich mancher, der in den vergangenen Wochen die aufgeregte und in zahllosen Texten von ZEIT bis SPIEGEL wie gleichgeschaltet wirkende Kritik an Xavier Naidoo und seinem Lied „Marionetten“ verfolgte. Dass der Sänger darin auch noch das Wort „Pizzagate“ erwähnt hatte, ließ manche Kritiker völlig an seinem Verstand zweifeln.

Die Debatte reicht dabei weit über die Person Naidoo hinaus. Es geht nicht um ihn allein, sondern ganz allgemein um den Umgang mit Kritikern, die Grundlegendes in Frage stellen, die Tabus brechen und provozieren. Denn deren Anklägern gefällt schon das nicht: Das Brechen von Tabus ist unerwünscht. Stattdessen wird eine „wohlwollende, staatstragende kritische Vernunft“ angemahnt – wie es kürzlich vielsagend in der Süddeutschen Zeitung zu lesen war. Den Medien sei dazu eine Feststellung des Bundesverfassungsgerichtes von 2009 in Erinnerung gerufen:

„Die Absicht, Äußerungen mit schädlichem oder in ihrer gedanklichen Konsequenz gefährlichem Inhalt zu behindern, hebt das Prinzip der Meinungsfreiheit selbst auf und ist illegitim. (…) Nicht tragfähig für die Rechtfertigung von Eingriffen in die Meinungsfreiheit ist ein Verständnis des öffentlichen Friedens, das auf den Schutz vor subjektiver Beunruhigung der Bürger durch die Konfrontation mit provokanten Meinungen (…) zielt.“

Die einzuhaltenden Tabus werden heute mit Warnwörtern wie „Verschwörungstheorie“, „Hate Speech“ oder „Fake News“ versehen, was ihnen den Anschein der Vernunft und Legitimität verleiht. „Wir wehren uns ja nur gegen Unsinn, Wahn-Ideen und Propaganda“ – so der Tenor. Der Haken dabei ist offensichtlich: Denn die Etiketten selbst dürfen nie in Frage gestellt werden. Was einmal als „Unsinn“, „Wahn“ oder „Verschwörungstheorie“ festgelegt ist, wird zum nicht mehr hinterfragbaren Dogma. Recherche, Debatte, Neugier, Offenheit: oft Fehlanzeige. Die Wahrheit steht eigentlich immer schon fest und muss bloß noch in breiter Front verteidigt werden. Gegner gehören bekämpft. Solches Denken folgt einer Art Kriegslogik, einem „siegen oder besiegt werden“. Mit einer zivilisierten, informierten und aufgeschlossenen Debatte hat es jedenfalls wenig zu tun.

Dieser neue, erstaunlich uniforme Journalismus, der sich seit einigen Jahren immer mehr ausbreitet, möchte nur noch selten Fakten und verschiedene Ansichten recherchieren und einander gegenüberstellen, so wie es eigentlich Aufgabe des Berufes wäre. Der neue Journalismus setzt einen anderen Schwerpunkt: Er wertet, er verkündet und vor allem verteidigt er ein Weltbild. Oft agiert er regierungsnah.

In den Augen seiner Kritiker hängt Xavier Naidoo, um bei diesem Beispiel zu bleiben, einer „wahnhaften“ Überzeugung an. Er ist quasi nicht gesund, nicht ganz bei Verstand, nicht ernst zu nehmen, gleichwohl gefährlich, da viele so denken wie er und damit auch „wahnhaft“ und „krank“ sind oder es unter seinem Einfluss werden könnten. Naidoos Kritiker wollen sozusagen eine Epidemie eindämmen.

Sinn und Unsinn einer solchen Sichtweise hängen natürlich davon ab, ob die kritisierten Ansichten denn nun tatsächlich krank und wahnhaft sind oder nicht. Es sollte daher die erste Aufgabe eines jeden zum Thema schreibenden Journalisten sein, genau das gründlich, ernsthaft und unvoreingenommen zu prüfen. In der Realität passiert das praktisch nie. Die sachliche Überprüfung der Behauptungen des Kritisierten wird stattdessen zeitsparend ersetzt durch dessen Beschimpfung – natürlich im Namen der Wahrheit und der Demokratie. Wie bequem.

Man könnte sagen, dass Naidoo sich seine Beschimpfung über die Jahre redlich „verdiente“, hat er doch nicht nur ein einziges Tabu gebrochen, sondern gleich mehrere und dazu auch noch die wichtigsten. Er singt von fehlender Demokratie, drohender Gewalt, Staatsterrorismus und organisiertem Kindesmissbrauch. Dazu fordert er auch noch Abrüstung und Frieden! Letzteres ist zwar kein echtes Tabu, wird aber zumindest nicht mehr besonders gern gesehen, soll doch der Rüstungsetat in den nächsten Jahren laut Regierung weiter steigen und ist mit Russland der neue alte Feind längst ausgemacht.

Marionetten und „Wahn“

Persönlich war ich bislang kein Fan der Musik Naidoos und kannte sie auch nicht näher. In Reaktion auf die Medienaufregung habe ich mir nun erstmals mehrere CDs angehört, zum einen das aktuelle Album „MannHeim“, zum anderen „Alles kann besser werden“, ein Album aus dem Jahr 2009, das einige oft zitierte politische Lieder enthält („Raus aus dem Reichstag“, „Goldwaagen“) sowie den Titel „Sie verdienen unseren besonderen Schutz“, der sich mit Kindesmissbrauch befasst. Im Folgenden zunächst eine Textpassage aus diesem Album von 2009:

Fast die gesamte deutsche Presse ist BILD und taub
Hat die Atlantik-Brücke euch wirklich alle gekauft
Sowie die BASF Helmut Kohl
Dass die Mauer bald fallen würde, wussten sie schon
Leuna, Schwarzgeld, Elf Aquitaine
Meine Damen und Herren, ich sage bitte schön
Der Sumpf ist tief, doch wir packen das schon
Schließlich sind wir nicht irgendeine Nazi-John, Gladio
Gladio Hey
Und wenn Den Haag keine Täuschung ist
Dann bringen wir euch alle vor dieses Gericht
911, London und Madrid jeder weiß
dass Al Qaida nur die CIA ist
World Trade Center Nr. 7
Warum ist von dem Gebäude nichts mehr übrig geblieben
Eric-M.-Warburg-Preis entgegennehm
Heißt: du bist gekauft, Angie
Ich hab’s gesehn
Leider musste an dem Tag der King of Pop von uns gehen
Deswegen ist es keinem aufgefallen
Du solltest dich schämen

Schon acht Jahre vor seinem aktuellen „Marionetten“-Song („Wie lange wollt ihr noch Marionetten sein – Seht ihr nicht, ihr seid nur Steigbügelhalter“) hat der Sänger also genau dieses Thema bereits aufs Korn genommen und skizzierte eine von Lobbyismus und Korruption zersetzte Demokratie, deren führende Politiker Auszeichnungen von Interessengruppen entgegennehmen. Dazu präsentierte er stichwortartig Verweise auf einen Staatsterrorismus-Verdacht, der von vielen Medien immer wieder gern in einem Nebensatz mit dem Holzhammer „Verschwörungstheorie“ abgetan wird.

Die Aufregung über den Marionetten-Vorwurf an die Adresse von Politikern erscheint dabei seltsam weltfremd, betrachtet man, dass deutsche Spitzenpolitiker ihre eigene Machtlosigkeit bereits mehrfach öffentlich eingestanden haben (Horst Seehofer 2010: „Diejenigen, die entscheiden, sind nicht gewählt, und diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden.“ Wolfgang Schäuble 2011: „Und wir in Deutschland sind seit dem 8. Mai 1945 zu keinem Zeitpunkt mehr voll souverän gewesen.“

An den diesbezüglichen Aussagen Naidoos ist zunächst wenig Wahnhaftes und Krankes. Es handelt sich um einen mit Fakten untersetzten politischen Standpunkt, den man nicht teilen muss, eine Analyse, gegen die man auch ohne Beschimpfung und Ausgrenzung sachlich und nüchtern argumentieren kann, wenn man das möchte.

Dutroux und der organisierte Kindesmissbrauch

Der Aspekt Kindesmissbrauch ist auf dem aktuellen Album im Lied „Marionetten“ nur in einem Stichwort („Pizzagate“) präsent:

Doch wir denken für euch mit und lieben euch als Menschen
Als Volks-in-die-Fresse-Treter stoßt ihr an eure Grenzen
Und etwas namens Pizzagate gibts ja noch auf der Rechnung
Bei näherer Betrachtung steigert sich doch das Entsetzen
Und wenn ich so einen in die Finger kriege
Dann reiß ich ihn in Fetzen
Und da hilft auch kein Verstecken hinter Paragraphen und Gesetzen

Der Kontext zu dieser Passage findet sich im Song „Denn sie verdienen unseren besonderen Schutz“ aus dem Jahr 2009, in dem es heißt:

Für was kann man ein Kind missbrauchen
Es zu schicken, zu ficken, zu schlagen und zu taufen
Sie verdienen einen besonderen Schutz
Denn ein Sinn für die Wahrheit schlägt in ihrer Brust
Sie verdienen einen besonderen Schutz
Siehst du nicht, dass ihr Leiden uns besudelt und beschmutzt
(…) Doch diese Wahrheit führt uns ans Licht
Sie verdient einen besonderen Schutz

Im Booklet der CD sind neben diesen Lyrics einige fragmentarische Textfetzen abgedruckt, im Stil von Pressemeldungen:

27 Zeugen tot
angeblich ein Einzeltäter
Staatsanwalt beging Suizid
Im Gedenken an die Opfer ritueller Kindesmisshandlung

Naidoo bezieht sich hier auf den Fall Dutroux aus den 1990er Jahren. Der belgische Filmemacher Piet Eekman produzierte zu diesem Thema einen Dokumentarfilm („Dutroux und die toten Zeugen“), der 2004 im ZDF ausgestrahlt wurde.

In dieser Dokumentation werden die in Naidoos CD-Booklet abgedruckten Fakten ausführlich dargelegt. Unter anderem heißt es im Film:

„Mindestens 27 Zeugen im Fall Dutroux starben. (…) Hubert Massa ist Oberstaatsanwalt und auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Er arbeitet erst seit kurzem am Fall Dutroux – da findet man ihn erschossen in seinem Büro. Mysteriös die Umstände: Er hat keinen Brief für seine Frau und seine Kinder hinterlassen. Trotzdem entscheidet die Staatsanwaltschaft: Selbstmord.“

Ein Zeuge, der sich telefonisch bei der Polizei meldete und aussagen wollte, „rast auf dem Weg zum Termin in eine Hauswand“, heißt es im Film. Eine weitere Zeugin, die einen einflussreichen Geschäftsmann mit Verbindungen in die Politik schwer belastet, wird für unzurechnungsfähig erklärt, ihre Aussagen fließen nicht in den Prozess ein.

Der Fall Dutroux offenbarte Strukturen von Kindesmissbrauch, die über Einzelfälle weit hinausreichen und die, insbesondere aufgrund der vielen toten Zeugen und zahlreichen „Pannen“ bei Ermittlungen und Gerichtsverfahren nahelegen, dass hier ein Netz mit der Deckung höchster Kreise agierte. Dutroux selbst war dabei offenbar lediglich ein Handlanger, der Kinder, die von unbekannten Auftraggebern „bestellt“ worden waren, entführte und „lieferte“. Fakt ist, dass im Zusammenhang mit ritueller Gewalt in mehreren Ländern Kinder in organisierter Weise missbraucht, gefoltert und getötet werden. Eine eindringliche Fernsehdokumentation aus dem Jahr 2003 schildert mehrere Fälle und lässt überlebende Opfer zu Wort kommen – nichts für schwache Nerven.

Erst vor wenigen Wochen meldete sich der Holländer Insider Ronald Bernard in einem ausführlichen Interview ebenfalls zu diesem abgründigen Thema zu Wort. Er schildert, wie er bei seiner langjährigen Arbeit in der halb- bis illegalen Geldwäsche-Grauzone des Finanzsektors immer weiter aufstieg und schließlich als Teilnehmer in einen exklusiven Kreis zu rituellen Messen eingeladen wurde, bei denen auch Kinder misshandelt wurden. Für Bernard führte diese Erfahrung zu einem existenziellen Zusammenbruch und dem Ausstieg aus dieser Welt. Er schildert in glaubwürdiger Weise, dass dieses Netzwerk, welches rituelle Gewalt an Kindern praktizierte, aus hochrangigen Personen bestand, welche in diesen unsagbar böswilligen Handlungen offenbar eine Art Religion sahen sowie zugleich ein Mittel der permanenten gegenseitigen Erpressung der Gruppenmitglieder, was wichtig sei für das stabile Funktionieren illegaler Geschäfte auf hoher Ebene. Rückblickend konstatiert er: „Ich erhielt eine Ausbildung zum Psychopathen und scheiterte.“

Man könnte diese Erzählung für eine sensationsheischende Räuberpistole halten, doch Ronald Bernard ist ganz offenkundig eine reale Person. Über seine aktuelle Arbeit berichtete im Januar diesen Jahres eine der größten Zeitungen Hollands. Kürzlich gründete er gemeinsam mit anderen Finanzexperten eine Initiative, aus der eine kooperative Fair-Trade-Bank werden soll.

Pizzagate-Hirngespinste?

Diese Informationen lassen sich nicht rasch verdauen, zu schrecklich und verstörend sind die Schilderungen, was sicher auch einer der Gründe dafür ist, dass das Tabu bei diesem Thema so gut funktioniert. Was aber hat das alles nun mit „Pizzagate“ zu tun? Der Begriff bezeichnet eine Theorie, derzufolge enge Vertraute von Hillary Clinton Teil eines Kinderschänderringes seien, zu dem auch eine Washingtoner Pizzeria gehöre. Die Gerüchte entstanden, kurz nachdem Wikileaks im Oktober 2016 die privaten E-Mails von John Podesta veröffentlichte.

Podesta war 2016 der Wahlkampfmanager von Hillary Clinton und viele Jahre zuvor Stabschef und Problemlöser heikler Fälle für den damaligen Präsidenten Bill Clinton. Gemeinsam mit seinem Bruder Tony gründete er eine der einflussreichsten Lobbyfirmen Washingtons, die Podesta Group. Zu deren Kunden zählen die größten Konzerne der Welt: Google, Wal-Mart, BP, Lockheed Martin, Bank of America, Nestle, Novartis.

In den von Wikileaks veröffentlichten privaten E-Mails von John Podesta tauchen häufig kulinarische Begriffe wie Pizza oder Pasta auf, was manche vermuten ließ, es handle sich dabei um Codewörter von Pädophilen. Liest man die einzelnen E-Mails aber im Kontext der jeweiligen Korrespondenzen, dann erscheint dieser Verdacht weit hergeholt. Auch ist Podesta bekannt dafür, in seiner Freizeit ein leidenschaftlicher Koch zu sein. Schon die Mutter von John und Tony Podesta veranstaltete zu ihren Lebzeiten regelmäßig Spendendinner für Kandidaten der Demokratischen Partei und war für ihr italienisches Pesto in den besseren Kreisen Washingtons berühmt. Italienisches Essen ist ganz offenbar, unabhängig von den E-Mails, ein wichtiges Thema im Privatleben der Podestas und dessen häufige Erwähnung noch kein besonders schlüssiger Beleg bei so schweren Vorwürfen.

Dennoch und ganz abseits von den E-Mails gibt es im engeren Umfeld Hillary Clintons zumindest einige Auffälligkeiten. So ist ihr Ehemann Bill ein enger Freund des Milliardärs Jeffrey Epstein, der wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger rechtskräftig verurteilt wurde. Clinton war häufiger Gast auf Reisen in Epsteins Privatflugzeug, was in den Medien unter dem Schlagwort „Lolita Express“ beschrieben wird.

John Podestas Bruder Tony wiederum ist gut befreundet mit Dennis Hastert, dem mächtigen langjährigen Sprecher des Repräsentantenhauses, der ebenfalls Minderjährige sexuell missbrauchte, wie er 2016 vor Gericht einräumte. Tony Podesta, der für Hillary Clinton schon Spendendinner veranstaltete, sammelt darüber hinaus sehr eigenwillige Kunst. Eines seiner Lieblingskunstwerke ist eine in seiner Wohnung von der Decke hängende Skulptur, die einen geköpften männlichen Akt darstellt, der in einer verdrehten Pose gezeigt wird, welche an ein in eben dieser Form aufgefundenes geköpftes Opfer des Massenmörders Jeffrey Dahmer erinnert. Teil von Podestas Sammlung sind auch mehrere großformatige Bilder der serbischen Malerin Biljana Djurdjevic, die prominent in seinem Haus platziert sind. Zum Werk dieser Malerin (aber, soweit bekannt, nicht in Podestas Besitz) gehören verstörende Bilder von Kindern in Unterwäsche in gefliesten Räumen, die Gewalt und Missbrauch assoziieren. Solcher Kunstgeschmack beweist ebenfalls noch nichts, ist aber zumindest erwähnenswert.

Gegen Anthony Weiner schließlich, den Ehemann von Hillary Clintons engster Beraterin Huma Abedin, der 2013 für das Amt des New Yorker Bürgermeisters kandidierte, wird aktuell wegen der Belästigung einer Minderjährigen ermittelt.

Fakt ist auch, dass der Betreiber der im Zentrum der Pizzagate-Theorie stehenden Washingtoner Pizzeria „Comet Ping Pong“, James Alefantis, ein enger Freund von Tony Podesta und auch sonst bestens vernetzt bis in die höchsten Kreise der Hauptstadt, auf seinem privaten Instagram-Account Bilder und Kommentare veröffentlichte, die man zumindest als „merkwürdig“ bezeichnen darf. Bis heute verwendet Alefantis als Logo seines Accounts ein Porträt der antiken Person Antinoos, der als 13-jähriger Geliebter und Günstling des römischen Kaisers Hadrian war und von diesem verehrt wurde. In Alefantis´ Pizzeria treten immer wieder Künstler auf, deren Werk zum Teil mit pädophilen Anspielungen gespickt ist.

Die Pizzagate-Vorwürfe bewegen sich auch nicht im luftleeren Raum. So erinnert sich mancher in den USA an einen brisanten Fall, in dem ähnliche Vorwürfe gut belegt sind und mit erstaunlichem Aufwand unter den Teppich gekehrt wurden. Im sogenannten „Franklin Cover-Up-Skandal“ von 1990 ging es um rituellen Missbrauch an Kindern, in den auch hochrangige Personen bis hin nach Washington verwickelt waren. Die Affäre weist auffällige Parallelen zum Fall Dutroux auf. Einer der Ermittler war damals US-Senator John DeCamp, der auch ein Buch dazu veröffentlichte, das vor wenigen Jahren neu aufgelegt wurde. Eine einstündige Fernsehdokumentation des Discovery Channel zu dieser Affäre, in der Zeugen, Ermittler und Fachleute zu Wort kamen, war 1994 bereits zur Ausstrahlung angekündigt und wurde in letzter Minute vom Programm abgesetzt. Auf Youtube ist dieser Film namens „Conspiracy of Silence“ heute verfügbar und eine Warnung an all diejenigen, die solche Vorwürfe allzu schnell als „hysterische Paranoia“ abtun wollen.

Eng mit dem „Franklin Cover-Up“ verknüpft ist der Fall der sogenannten „Finders“ – einer sektenartigen Gemeinschaft in den USA, wo laut Medienberichten ebenfalls in den 1980er Jahren in einem rituellen Kontext Kinder missbraucht wurden. Besonders brisant: der Fall wurde zu den Akten gelegt, die CIA übernahm die Ermittlungen und behandelte die Affäre als „interne Untersuchung“. Denn einige der Finders-Mitglieder arbeiteten nachweislich für die CIA. Das angesehene Nachrichtenmagazin „U.S. News and World Report“ berichtete dazu 1994.

Was auch immer bei der Untersuchung der Pizzagate-Vorwürfe herauskommen mag: Tabu und Ausgrenzung schaffen weder Transparenz noch Vertrauen. Soweit Begriffe wie „Verschwörungstheorie“ oder „Fake News“ dem Unterdrücken oder Diskreditieren von Nachrichten sowie dem Verhindern sachlicher Untersuchungen dienen, scheint Vorsicht geboten. Journalisten, die solche Begriffe verwenden, sollten sich klar darüber sein, dass sie damit unter Umständen kriminellen Netzwerken in die Hände spielen.

Dass zudem der bislang einzige prominente amerikanische Fernsehjournalist, der zum Thema Pizzagate öffentlichkeitswirksam kritisch berichtet hat und eine Untersuchung forderte, Ben Swann, unmittelbar nach der Ausstrahlung seines Fernsehbeitrages alle seine Social-Media-Kanäle schloss und weitgehend von der öffentlichen Bildfläche verschwand, wie es im Januar diesen Jahres geschah, gibt zumindest Raum für weitere Fragen.

13 Gedanken zu „Tabu, Ausgrenzung und Pizzagate

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  2. marie

    wow! und da fragen sie „was mit den medien los ist?“ – ihr blog ist doch ein beweis dafür, was verantwortungsvoller und investigativer journalismus ist – und das es ihn gibt:-)
    man könnte ihre frage AUCH umdrehen „was ist mit der mehrheit der menschen los, die ihren blog nicht lesen und kommentieren?“
    gibt es nicht eine unheimliche allianz von ängstlichen und überzeugten „tabu-hütern“ in allen gesellschaftlichen bereichen und werden die tabu-brecher nicht in allen gesellschaftlichen systemen als störenfriede und feinde bekämpft? welch ein lebensgefährlicher skandal (galileo) für das HERRSCHENDE weltbild, dass an seiner herrschafts- und deutungsmacht mit all seinen selbst geschaffenen instrumenten/institutionen SEINE existenz sichern und ausbauen will? JEDER (journalist, wissenschaftler, künstler, beamter …) darf da mit am tisch sitzen, wenn er dieser ideologischen/religiösen „leitkultur“ DIENT bzw. kritiklos sich unterwirft …und „dazu“ gehören will …

    mein zweiter gedanke ist etwas „globaler“. bis 1989/90 konnte ich mir noch eine „globale, friedliche, solidarische welt“ vorstellen – die aus der geschichte gelernt hat …

    mit dieser naivität war gorbatschow nicht allein – aber einer ihrer prominentesten vertreter ….
    wer heute noch an einen friedfertigen und menschenwürdigen kapitalismus glaubt, hat m.m.n. nichts verstanden und ist blind, verblendet, gemeingefährlich oder feige und dumm.
    der EINZIGE trost ist für mich nur, dass NIEMALS! alle menschen dafür anfällig sind … mehr erwarte ich leider nicht … ich sitze am ufer des lebensflusses und warte auf eine starke strömung, in der die klügsten und mutigsten sich behaupten und die vermeintlichen herrscher die luft aus ihren gummibooten entweichen sehen und untergehen … müssen

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  3. hintermbusch

    Es ist richtig, dass inzwischen auch Recherchen und Erkenntnisse, die selbst vor 10 Jahren noch kritisch und „links“ waren, heute jedem als „rechte Verschwörungstheorie“ vorgehalten werden, der sich damit beschäftigt und die offizielle Sprachregelung bezweifelt. Beispiele:
    1.) Die offizielle Theorie von der Ermordung JFKs durch den Einzeltäter Lee Harvey Oswald ohne jede Deckung wird heute auch von Personen vehement vertreten, die sich durch ihre Ansichten bei sonstigen Themen eher dem rot-grünen Spektrum zuordnen lassen.
    2.) Auch jeder Zweifel an der Urheberschaft der RAF-Attentate bzw. der Verdacht einer geheimdienstlichen Steuerung und Deckung wird heute oft von „linken“ Diskutanten aufs Heftigste bekämpft und u.U. mit einer „rechten“ Gesinnung in Verbindung gebracht.
    Es ist unklar, ob sich hinter solchen, teilweise sehr aggressiven und unfairen Äußerungen wirklich die Meinung „normaler“ Menschen oder die von Schreibern mit einem Auftrag verbergen. Man darf davon ausgehen, dass beide Möglichkeiten in der Realität vorkommen. Auch „normale“ Menschen können Grund haben, so zu denken und sich zu einem solchen Verhalten verführen zu lassen:
    1.) Die Zahl und Schwere solcher zweifelhafter Verbrechen hat sich über die Jahrzehnte so stark kumuliert, dass die Idee, dass es sich in einigen Fällen um Staatsaktionen handeln könnte, tatsächlich auch „normale“ Menschen zutiefst erschüttert. Auch die vehemente Leugnung ist eine Option, um mit diesem Entsetzen fertig zu werden.
    2.) Unter die tatsächlich dubiosen Fälle werden mit Sicherheit auch viele Fakes gemischt. Man muss sich immer klar machen, dass die dauerhafte Vertuschung eines großen Verbrechens einen enormen Aufwand erfordert, der sich nicht beliebig vervielfältigen lässt. Es ist viel weniger aufwändig, denjenigen, die sich an entsprechenden Recherchen versuchen, auch Unsinn und Fakes unterzujubeln, um sie damit bei Bedarf diskreditieren zu können. In nicht geringer Zahl tappen übereifrige „Verschwörungstheoretiker“ auch freiwillig in diese Falle, weil sie jede offizielle Version bezweifeln und jede Version weiterverbreiten, die sich andere ausgedacht haben. Das bewusste und das fahrlässige Produzieren von Fakes verbindet also eine breite Grauzone.

    Aus den genannten Gründen sollte jeder, der sich mit solchen Fällen beschäftigt, einige Grundregeln beachten, um von solchen Themen nicht „verbrannt“ zu werden:
    1.) Beschränkung auf möglichst wenige Fälle und solche, die besonders übersichtlich und nachvollziehbar sind, und an denen das eigene Interesse erkennbar nicht ideologischer Natur ist, sondern gut verständlich.
    2.) Möglichst wenige Personen der Mitwisserschaft oder einer schlimmeren Tat beschuldigen, denn man muss davon ausgehen, dass viele Personen mit massivem Druck zu verschiedenen Graden des Mitmachens gezwungen oder selbst hinters Licht geführt werden. Fakten und Personen sind also zu trennen. Dass bestimmte Fakten Lügen von Personen implizieren, kann der Leser selbst erkennen und darf nicht ins Zentrum gerückt werden.
    3.) Besonders korrekt und sorgfältig arbeiten und nur Fakten nennen, die praktisch nicht mehr zu widerlegen sind. Dabei sollte die Möglichkeit eines Fehlers immer in den Überlegungen vorkommen und auch diskutiert werden.
    4.) Vertreter falscher Theorien dort angreifen, wo bereits erstklassiges Material von verschiedenen Seiten vorliegt, das ihre Version in Zweifel zieht.
    5.) Nur Autoren mit besonders hoher und schwer bezweifelbarer Glaubwürdigkeit zitieren. Autoren, die die Regeln 1-4 verletzt haben, können zwar immer noch gut sein und nützliches Hintergrundwissen liefern, sind aber nicht mehr unbedingt die beste Referenz, selbst wenn sie früher mit ihren besten Recherchen große Löcher in falsche Narrative geschlagen haben.

    Mein Lieblingsfall und der mit der verheerendsten Wirkung auf die Glaubwürdigkeit staatlicher Narrative in Deutschland ist dieser hier:

    Buback: Vierzig Jahre danach


    Weil der Autor die Punkte oben geradezu mustergültig beachtet und eine große Verbreitung bis in „seriöse“ Sonntagszeitungen hinein erreicht hat, ist seine Version so stark geworden, dass sich die offizielle Linie nur noch schwach und unglaubwürdig wehrt, und dabei die Autoren erkennbar macht und untergräbt, die auf ihrer Gehaltsliste stehen.

    Apropos: Den Versuch von Naidoo, dieses Feld mit einem Liedchen zu bearbeiten, halte ich für mehr als zweischneidig. Liedchen haben das Problem, dass sie leicht so tun, als ob die Fälle klar wären. Dabei ist ja eigentlich nur klar, dass die offizielle Version der Vorgänge faul ist. Von hier zur Klarheit ist es erkenntnistheoretisch immer noch ein weiter Weg. Der Ball muss also flacher gehalten werden, als es die Sache eines Sängers ist.

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    1. marie

      weitestgehend zustimmung und danke für deine gedanken zum thema:-)
      doch selbst der angeführte fall buback zeigt ja die grenzen der aufklärung (wenn nicht justiziabel=ohne konsequenzen) – aber auch die möglichkeiten von persönlichem engangement, die dann jenseits von justiziabler (offizieller) lesart in die meinungsbildung der öffentlichkeit einfließen können und diese tendenziell beeinflussen (und damit genauso im „geheimen/verborgenen“ der meinungsbildung wirken und das spannungsfeld in der gesellschaft abbilden). dies ist nicht an klaren parametern meßbar – zeigt aber diverse erscheinungsformen, die dann (mißbräuchlich) vielfältig interpretiert werden können. und genau in diesem „spannungsfeld“ wird es spannend! (da können funken sprühen, der saft weg sein oder einen der schlag treffen) …

      historisch gesehen besteht auch die möglichkeit, darauf zu vertrauen, dass alle mafiösen strukturen sich irgendwann auch mal gegenüber stehen und gegenseitig zerlegen … und man selbst nur die aufgabe hat, nicht selbst darin verstrickt zu sein (stell dir vor es ist krieg und keine geht hin – oder stell dir vor, der mafia-boß ruft und keiner geht hin) … alo auch die konsequenzen zu tragen, nicht im kreis „der familie“ mit am tisch zusitzen oder sich im „krieg“ auf eine seite zu stellen, statt überhaupt sich erst nicht zu beteiligen (verteidigen jedoch schon! – aber am besten durch frühzeitiges erkennen der „angriffspläne“ und deren durchkreuzen – vielleicht wie beim schach. denn wenn einer GRUNDLOS und allein von wahnsinn getrieben alle figuren vom brett schleudert – oder wild mit waffen andere abknallt – so ist zumindest der TÄTER eindeutig und klar sichtbar – und selbst wenn er „sieger“ sein sollte, kann er NIEMALS in die opferrolle schlüpfen >>> und alle seine unterstützer sind gewaltverbrecher …

      sollte danach eine gesellschaft NUR noch aus gewaltverbrechern bestehen – so werden die sich selbst zerlegen, da sie ja feindbilder und opfer dringend brauchen >>> also ist JEDE eigene opferindentifizierung absolut destruktiv. doch solange „heldenträume“ das „schlechte opfergewissen“ produzieren können, bleibt die frage „WOZU brauchen wir HELDEN???“ warum spielen wir diese rolle?? reichen wir uns selbst nicht, wie wir sind – und warum denn das?? wer hat uns diesen scheiß eingeflüstert? können wir nicht endlich mal anfangen anders=selbstverantwortlich zu denken und zu handeln? und wer das nicht will – mit dem „spielen“ wir nicht – denn wir kennen ein besseres spiel – ohne opfer und täter … etwa wie beim schach …

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      1. hintermbusch

        Man sollte nicht erwarten, dass Staatsverbrechen von der Justiz geahndet werden. Dazu ist die Unabhängigkeit der Justiz nicht groß genug. So etwas passiert höchstens bei Regimewechseln und dann ist die Ahndung der Verbrechen des alten Regimes oft nur ein erster Schritt zur Legitimierung von Verbrechen des neuen Regimes.
        Es geht mir um die Freiheit des Individuums vor der Macht des Staates. Insofern sich diese Macht häufig auf eine (angemaßte) Moral gründet („Wir sind die Guten“), hilft jede Aufdeckung von staatlichen Verbrechen bei der Relativierung der Autorität des Staates. Sie hilft nach Innen, weil Terror häufig zur Unterdrückung einer Opposition (s. RAF und linke Studentenbewegung) oder zur Aufhetzung verschiedener Bevölkerungsgruppen inszeniert oder gedeckt wird, sie hilft aber auch gegen Aggressionen nach außen, weil äußere Gegner häufig als „Reiche des Bösen“ dargestellt werden, obwohl sich deren Verbrechen oft nur quantitativ (wenn überhaupt) von denen des eigenen Regimes unterscheiden. Als ich Wehrpflichtiger war (Mitte der 80er Jahre), war das Bewusstsein dafür, dass die im Osten keine Barbaren sind, sondern kaum anders belogen und genötigt werden als wir selbst, IMHO höher entwickelt als in der öffentlichen Debatte heute. Es wäre ein schönes Ziel, zu diesem Erkenntnisstand zurückzukehren und die moralisch überhöhte Kriegsführung wieder einzudämmen.
        Die Aufdeckung von Staatsverbrechen sehe ich ganz im Dienst von Freiheit und Demokratie für das Volk. Dieses Ziel wird nur schleichend und unvollständig erreicht, so dass sich dabei auch exzessiver persönlicher Einsatz und übertriebene Radikalität nicht lohnen. Viel besser ist es, wenn viele Autoren kleine Beiträge leisten, die sich zu einem Gesamtbild ergänzen.

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  4. Nobody

    Nur mal so, kurz angemerkt, zum Kindesmissbrauch.

    Spotlight ist ein US-amerikanisches Filmdrama aus dem Jahr 2015. Die Regie führte Tom McCarthy, der zusammen mit Josh Singer auch das Drehbuch verfasste. Der Film basiert auf wahren Ereignissen und handelt von einem Team von Journalisten der Tageszeitung The Boston Globe, das den sexuellen Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche in Boston aufdeckt.[…]

    Das ist ein weltweites Problem!

    Zum Naidoo nur so viel. Ein Doppelagent. Und bezügl. Pizzagate. Vielleicht sollten mal die werten investigativen Journalisten tiefer graben und Mr. Schalk im Nacken mal fragen warum der Eisenmann damals wirklich aus der Kombo flog und vor allem warum er denn jetzt wieder dabei ist.

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      1. Nobody

        Konkrete Informationen kann und darf ich nicht geben, da ich zum einen versprochen hatte das nicht weiter zu sagen und zum anderen es für mich sehr schwierig wird etwas zu beweisen, weil mir da sicherlich niemand zur Seite stehen wird. Vielleicht ist es auch schon zu viel, was ich oben und nun hier dazu schreibe. Nur so viel noch. Auch wenn die Kritik an den Medien und wie sie (in diesem Fall) mit der Meinungs- und Kunstfreiheit umgehen auch berechtigt ist, sollte man sich in der Person Xavier Naidoo nicht hinters Licht führen lassen. Meiner Meinung nach ist er nicht das was er gerne wäre oder wie er sich darstellt, er und sein Ego bekommen viel zu viel Aufmerksamkeit.

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    1. hintermbusch

      „Zum Naidoo nur so viel. Ein Doppelagent.“
      Was sollte an ihm „doppelt“ sein? Du meinst wohl einen ‚Agent Provocateur‘, also jemanden, der öffentlich auftritt, um widerstandsbereite Normalos („Reichsbürger“) aus der Deckung zu locken. Das ist eine Art des „einfachen“ Agenten. Grundsätzlich kann man das nie ausschließen und sollte deswegen Ikonen jeder Art (Ich sage nur: Joschka Fischer) mit Vorsicht betrachten. Mir reicht dafür der Zweifel daran, ob ein Liedchen wirklich ein Mittel sein kann, um Aufklärung zu erreichen oder nicht auch eine Vorbereitung darauf, die Aufklärung zu diskreditieren. Wenn es gelänge, Gerüchte über Deckung für pädophile Verbrechen in der öffentlichen Wahrnehmung stark mit dem Namen eines Sängers zu verknüpfen, wäre es anschließend auch möglich, solche Gerüchte gemeinsam mit diesem Sänger zu diskreditieren. Dabei muss der Sänger noch nicht einmal bewusst mitspielen.
      Der Vorwurf einer aktiven Agentenrolle ist aber sehr schwerwiegend und für einen fälschlich Beschuldigten nicht nur schmerzhaft, sondern auch gefährlich. Deshalb kann man ihn nicht erheben, ohne deutliche Indizien dafür auch zu benennen, stärkere Indizien als nur die pure Möglichkeit.
      In der Konsequenz halte ich es für absolut sinnvoll, sich über die ernsthafte Empörung lustig zu machen, mit der Naidoo wegen seiner Texte verfolgt wird: sind ja nur Lieder. Eine allzu starke öffentliche Solidarisierung wäre dagegen unklug. Er muss schon selbst wissen, wie weit er sich aus dem Fenster hängt, wenn es ihm denn um eine Sache geht. Wer sich demonstrativ weit aus dem Fenster hängt, macht sich verdächtig, doppelt verdächtig.

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      1. marie

        naidoo läßt sich nicht einfangen und tritt halt ÜBERALL auf – doch wie man sieht geht es medien und politik zu weit – nach fußballweltmeisterschaft und an der nato-front:
        https://www.bundesregierung.de/ContentArchiv/DE/Archiv17/Artikel/2010/06/2010-06-28-eine-extrem-intensive-zeit.html
        http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/bundeswehr-stimmungskanonen-im-einsatz-1331830.html
        haben er+die öffentlichkeit jetzt die deutungshoheit von „gut ODER böse“ in aller bigotterie zu erleben …

        „Der Kölner Rocksänger Wolfgang Niedecken plädiert für weitere Nato-Luftangriffe.“
        http://www.tagesspiegel.de/kultur/krieg-der-meinungen-letzte-nachrichten-von-der-heimatfront/75014.html

        war schon einmal 1999 zu zeiten des jugoslawienkrieges eine „information“, die mich an die grenzen meiner toleranz gebracht hat – ob aus abscheu oder wegen unerträglicher dummheit – ist mir bis heute weder klar noch interessant …

        lehrreich ist dies allemal … zumindest habe ich von naidoo noch niemals was von kriegsbefürwortung gehört … sondern von einer toleranz, die meine wohl noch übersteigt …

        hmm „doppel+mehrfach-agent“ ???

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      2. hintermbusch

        @ Nobody
        Oh je, Machtelite & Bob Roberts:
        „Thyssen spendete für Hitler. Was gibt es daran nicht zu verstehen?“
        Ein Kontaktschuld-Argument um die Ecke und über die Generationen hinweg: muss das sein?
        „Die Profitieren alle vom aktuellen System der Eliten.“
        Geht es etwas differenzierter? Eliten gibt es immer in der einen oder anderen Form. Was folgt daraus? Sollte ich die Meinung eines Bar-Pianisten per se geringschätzen, weil er jeden Samstagabend einen Auftritt auf Firmenfeiern für 1000 Euro absolviert und mit dieser grundehrlichen Arbeit seinen Lebensunterhalt bezahlt? Reicht das für Naidoo, weil er mit seiner Band für einen Auftritt ein Vielfaches abrechnen kann?
        Das ist eine unglaublich dünne Argumentation, im Grunde aber nur ein schäbiges Ressentiment aus dem linken Kindergarten gegen Leute, die nicht am Hungertuch nagen.

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  5. Max

    An Diffamierung bleibt wohl immer was hängen. Jetzt Naidoo als „Doppelagenten“ zu bezeichnen gibt denen Recht die mit ihrer Kampagne Kritiker Mundtod machen wollen. Großes Lob an diesen Artikel, der sich an dem Liedtext orientiert und mögliche Hintergründe zu den Aussagen beleuchtet. Dass die „gleichgeschaltet wirkende Kritik an Xavier Naidoo und seinem Lied „Marionetten“ der noch viel größere Skandal dabei ist, sollte nicht in den Hintergrund geraten.

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